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Der Glücksspielmarkt in Deutschland – Ökonomische Betrachtung

Der Glücksspielmarkt in Deutschland unterteilt sich in einen legalen Bereich, einen Graubereich und einen illegalen Bereich.

Vorbemerkung

Mitte des Jahres 2021 wird voraussichtlich ein neuer Glücksspielstaatsvertrag in Kraft treten, der wesentliche Teile des aktuell illegalen Marktes legalisieren soll. Details zum Glücksspielrecht finden Sie hier.

Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf die wirtschaftliche Seite des Glücksspielmarktes in Deutschland.

Der legale Glücksspielmarkt

Der legale Bereich umfasst gewerbliche Geldspielautomaten in Spielhallen und der Gastronomie, Spielbanken, den Deutschen Lotto- und Totoblock, verschiedene Lotterien (Klassenlotterie, Fernsehlotterien etc.) und Pferdewetten. Die drei mit Abstand umsatzstärksten Segmente finden sich in Tabelle 1 für die Jahre 2012 und 2018.[1] Die deutlich höchsten Umsätze werden mit rund 29,7 Mrd. Euro mit gewerblichen Geldspielgeräten erzielt. Spielbanken und der Deutsche Lotto- und Totoblock folgen mit 7,6 bzw. 7,4 Mrd. Euro. Zählt man alle legalen Angebote zusammen (inkl. der in Tabelle 1 nicht genannten), betrug der Gesamtumsatz im Jahr 2018 knapp 46,3 Mrd. Euro.

 


[1] Meyer, Gerhard (2020). Glücksspiel – Zahlen und Fakten. In DHS (Hrsg.): Jahrbuch Sucht 2020 (S. 129–148). Lengerich: Pabst.

Tabelle 1: Umsätze auf dem legalen Glücksspielmarkt in Mrd. Euro – Auswahl

Glücksspiel

2012

2018

Gewerbliche Geldspielspielgeräte

22,96

29,69

Spielbanken

5,94

7,61

Deutscher Lotto- und Totoblock

6,42

7,36

Der Umsatz als statistische Größe hat den Nachteil, dass er erzielte Gewinne, die unmittelbar zum Weiterspielen eingesetzt werden, einschließt. Folglich bildet er nicht ab, wie viel des ursprünglichen Geldes der Glückspielenden verloren wurde. Daher wird zur Bestimmung der Marktbedeutung verschiedener Glücksspielsegmente eine weitere Kenngröße verwendet: der Bruttospielertrag (BSE) bzw. Kasseninhalt. Er berechnet sich aus den Glücksspieleinsätzen abzüglich der Gewinne der Glücksspielenden. Der BSE beziffert also die Summe, die die Glücksspielenden letztlich verloren haben, auch wenn sie zwischendurch möglicherweise Gewinne erzielt haben.

Tabelle 2: BSE auf dem legalen Glücksspielmarkt in Mrd. Euro – Auswahl

Glücksspiel

2018

Gewerbliche Geldspielspielgeräte

6,80

Spielbanken

0,69

Deutscher Lotto- und Totoblock

3,73

Wie beim Umsatz sind auch beim BSE gewerbliche Geldspielgeräte das mit Abstand größte Segment. Im Jahr 2018 haben Glücksspielende hier 6,8 Mrd. Euro verloren. Der Deutsche Lotto- und Totoblock folgt mit einem Spielverlust von 3,7 Mrd. Euro; Spielbanken erzielten einen BSE von knapp 0,7 Mrd. Euro. Der BSE des gesamten legalen Glücksspielmarkts (inkl. der nicht in Tabelle 2 aufgeführten sonstigen Lotterien und Pferdewetten) lag im Jahr 2018 bei 12,2 Mrd. Euro.

Die Landesfachstelle Glücksspielsucht NRW stellt eine Datenbank zur Verfügung, die Informationen zu Geldspielgeräten (Zahl aufgestellter Geräte, Spielerverluste etc.) für jede Kommune in Nordrhein-Westfalen enthält (Link sieht unten). Die Daten werden alle zwei Jahre vom AK Glücksspielsucht Unna erhoben.

Der nicht regulierte/illegale Markt

Im Laufe des Jahres 2020 wurden die ersten Lizenzen für Sportwetten vergeben. Im Jahr 2018 – dem aktuellsten Jahr, für das ökonomische Daten vorliegen – zählten diese Angebote noch zum nicht regulierten Markt. Außerdem umfasst der illegale Markt Online-Casinos, die 2018 außerhalb von Schleswig-Holstein nicht erlaubt waren, und Online-Zweitlotterien. Dabei handelt es sich um Wetten auf den Ausgang regulärer Lotto-Ziehungen, bei denen die gleichen Gewinne in Aussicht gestellt werden wie beim staatlichen Lotto. Allerdings haben diese Anbieter keine Lizenz in Deutschland.

Tabelle 3: BSE auf dem nicht regulierten/illegalen Glücksspielmarkt in Mrd. Euro – Auswahl

Glücksspiel

2018

Sportwetten

1,18

Online-Casinos

1,0

Online-Zweitlotterien

0,36

Sportwetten sind mit einem BSE von rund 1,2 Mrd. Euro das größte Segment des nicht regulierten/illegalen Marktes (Tabelle 3).[2] Direkt dahinter stehen Online-Casinos mit einem Spielverlust von einer Milliarde Euro. Das drittstärkste Segment sind Online-Zweitlotterien mit 0,36 Mrd. Euro.[3]

 


[2] Ebd.

[3] Online-Zweitlotterien bieten Wetten auf das Ergebnis der Ziehungen des Deutschen Lotto- und Totoblocks an.