PRESSEMITTEILUNG der Caritas Suchthilfe (CaSu):
Bundesweiter Ausbau von Drogenkonsumräumen gefordert
Caritas-Bundesarbeitsgemeinschaften veröffentlichen Positionspapier
Berlin/Freiburg, 08.April 2025 - Auf dem Hintergrund des massiven Anstiegs von Todesfällen durch den Konsum illegaler Drogen in Deutschland haben die Bundesarbeitsgemeinschaft Caritas Suchthilfe - CaSu und die Katholische Arbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (KAG W) im März 2025 ein gemeinsames Positionspapier zur Weiterentwicklung von Drogenkonsumräumen vorgelegt. Darin fordern sie die flächendeckende Einrichtung von Drogenkonsumräumen in Deutschland. Die Todesfälle durch Drogenkonsum haben sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Im Jahr 2023 verzeichnete das Bundeskriminalamt 2.227 Drogentode* (letzte verfügbare Erhebung). Gleichzeitig, ist seit 2010 bei intravenös Drogen konsumierenden Menschen ein kontinuierlicher Anstieg der HIV-Neuinfektionen festzustellen. Viele Drogenabhängige sind obdach- oder wohnungslos und konsumieren ihre Suchtmittel unter sehr schlechten hygienischen Umständen auf der Straße, auf Plätzen oder in Hauseingängen. Es hat sich gezeigt, dass Drogenkonsumräume Infektionen deutlich reduzieren und Überdosierungen verhindern. Zudem tragen sie dazu bei, Drogenkonsum im öffentlichen Raum abzubauen. Bislang fehlt ein flächendeckendes Angebot, insbesondere in den östlichen Bundesländern, Bayern und Schleswig-Holstein. Aktuell existieren lediglich 32 Drogenkonsumräume, verteilt auf acht Bundesländer.
Im Jahr 2023 wurden in Drogenkonsumräumen mehr als 650.000 Konsumvorgänge, darunter 230.000 Injektionen dokumentiert. Durch die fachliche Präsenz in den Konsumräumen konnte dabei in mehr als 650 kritische Situationen ein tödlicher Ausgang verhindert werden. Durch die Ausgabe steriler Spritzen und Utensilien wird die Übertragung von HIV oder Hepatitis vollständig unterbunden.
„Drogenkonsumräume sind ein notwendiger Baustein einer humanen und effektiven Drogenpolitik. Sie verbessern die Lebenssituation von wohnungslosen Menschen und helfen, Leben zu retten. Das wird in unserem Positionspapier deutlich. Deshalb sollten diese wirksamen Angebote flächendeckend eingerichtet werden.“ fordert Prof. Dr. Ulrike Kostka, Vorsitzende der Katholischen Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe.
„Drogenkonsumräume sind aktive Überlebenshilfe für suchtkranke Menschen. Sie verhindern Krankheiten und Todesfälle bei Überdosierungen. Sie stoppen die Ausbreitung von Infektionskrankheiten, weil sie den Zugang zu Notfallmaßnahmen bieten. Zudem sparen sie Kosten im Gesundheitssystem, da sie eine Vielzahl von Notfallbehandlungen und die Verbreitung von Infektionskrankheiten verhindern“, so Stephan Hirsch, Vorsitzender des CaSu Rats der Bundesarbeitsgemeinschaft Caritas Suchthilfe.
Drogenkonsumräume sind ein unverzichtbares Instrument moderner Drogenpolitik. Sie entlasten den öffentlichen Raum und erhöhen die Sicherheit für alle Bürger:innen. Sie verringern den offenen Drogenkonsum auf Straßen und in Parks und verbessern damit auch die Lebensqualität in betroffenen Stadtvierteln. Dabei bieten sie nicht nur gesundheitlichen Schutz, sondern ermöglichen auch den Kontakt zu schwer erreichbaren Konsumierenden. Die Einrichtungen ermöglichen so Zugänge zu Substitutionsprogrammen, Wohnprojekten und psychosozialer Beratung. Deshalb fordern CaSu und KAG W die bundesweite Einrichtung von Drogenkonsumräumen und eine bessere finanzielle und rechtliche Absicherung. Bund, Länder und Kommunen müssen eine gemeinsame Strategie zur Einrichtung von Drogenkonsumräumen entwickeln und zusammen handeln.
Kontakt:
Bundesarbeitsgemeinschaft Caritas Suchthilfe – CaSu
Anja Mevius, Tel. +49 15172090262, casu@caritas.de
Katholische Arbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (KAG W)
Stefan Kunz, Tel. Tel.: +49761200 378, kagw@caritas.de