Liebe Kolleg*innen, liebe Unterstützer*innen und Interessent*innen des Themas "Take-Home-Naloxon",
heute vor einem Jahr, am 14.03.2024, hat die Abschlusskonferenz vom bundesweiten Modellprojekt "NALtrain" stattgefunden. Ein Jahr später gibt es einiges, dass sich entwickelt und verändert hat oder sich zukünftig wandeln wird.
Wir möchten den 14.03. aufgrund der Relevanz, die Naloxon als Lebensretter bei allen Opioidüberdosierungen hat, zum Take-Home-Naloxon-Tag ernennen und diesen heute erstmals mit Ihnen und Euch gemeinsam begehen.
Mit dieser Mail adressieren wir erstmals das neue "Take-Home-Naloxon-Netzwerk" und möchten Sie und Euch über die wichtigsten Neuigkeiten informieren.
1. Die Ergebnisse des Modellprojekt wurden im Rahmen des Buches "Take-Home-Naloxon in Deutschland" kürzlich veröffentlicht. Das Buch liegt als Druckfassung<https://www.nomos-shop.de/de/p/take-home-naloxon-in-deutschland-gr-978-3-7560-1517-7> und kostenfrei zum Download als E-Book<https://www.nomos-elibrary.de/de/10.5771/9783748943235/take-home-naloxon-in-deutschland?page=1> vor. Wir verfügen über einige Druckfassungen, die wir gerne weitergeben. Bitte senden Sie bei Interesse eine Mail an Maria.Kuban@dah.aidshilfe.de<mailto:maria.kuban@dah.aidshilfe.de>.
2. Der zuständige Sachverständigenausschuss im BfArM hat im Januar 2025 folgende Neuerungen in Bezug auf die Verschreibung von THN in Deutschland beschlossen (siehe hier ab 6. Naloxon zur nasalen Anwendung<https://www.bfarm.de/DE/Arzneimittel/Pharmakovigilanz/Ausschuesse-und-Gremien/Verschreibungspflicht/Protokolle/90Sitzung/kurzprotokoll_90.html?nn=594592>):
* Sollten neue Naloxon-Medikamente mit einer nationalen Zulassung auf den Markt kommen, können diese als OTC-Medikament ("over the counter") erhältlich sein. Dies bedeutet, dass sie ohne Rezept in der Apotheke erworben werden können, aber dennoch über die GKV erstattungsfähig sind. Es steht bereits ein Nasenspray " in den Startlöchern. Wir hoffen, dass sich die norwegische Firma in diesem Jahr noch entschließt ihr Medikament in Deutschland auf den Markt zu bringen.
* Mitarbeiter*innen bzw. Einrichtungen der Drogen- und Suchthilfe, der Obdachlosenhilfe, des Strafvollzuges, der Zollbehörden oder der Bundes- und Landespolizei können das Naloxon-Nasenspray zukünftig ebenfalls verschrieben bekommen. Dafür muss allerdings noch die Gesetzesveränderung Arzneimittelverschreibungsverordnung verabschiedet werden. Da Sachverständige bereits zugestimmt haben, sind keine Probleme bei der Inkraftsetzung zu erwarten, jedoch ist der Zeitrahmen aufgrund der aktuellen politischen Lage ungewiss.
* Mehr Informationen zu den Chancen, die sich daraus ergeben und der Perspektive einer Neuzulassung u.a. hier<https://www.aidshilfe.de/meldung/gruenes-licht-rezeptfreie-abgabe-naloxon-nasenspray>.
3. Auch vom Ausschuss "Drogen und Sucht" der BÄK (Bundesärztekammer) gibt es ein positives Votum, Take-Home-Naloxon in die nächste Novellierung der Richtlinien "Substitution" der BÄK aufzunehmen. Das Ziel ist, Take-Home-Naloxon als Standard in der Substitutionsbehandlung zu verankern.
Natürlich möchten wir uns bei Ihnen und Euch allen für das Interesse und die Weiterarbeit am Thema - in welcher Form und Funktion auch immer - sehr herzlich bedanken. Wir möchten ermutigen, weiterhin über Naloxon zu informieren und aufzuklären. Das bedeutet in erster Linie natürlich, weiterhin überall dort, wo Opioidkonsument*innen Eure/Ihre Angebote und Einrichtungen aufsuchen, Naloxon-Trainings anzubieten und möglichst viele Menschen mit Take-Home-Naloxon auszustatten. Alle Materialien aus dem Bundesmodellprojekt sind hier aufgelistet und kostenlos abrufbar: https://www.naloxontraining.de/das-modellprojekt/trainingsunterlagen/. Zudem wird die Webseite https://www.naloxontraining.de/ auch weiterhin aktualisiert und kann für Ihre Arbeit unterstützend genutzt werden.
Wenn es in Ihrer/Eurer Einrichtung noch Bedarf an einer Trainer*innenausbildung gibt, können wir gerne eine*n Trainer*in aus dem ehem. NALtrain-Pool vermitteln. Da unsererseits keine Mittel mehr zur Verfügung stehen, müssten die Kosten von Ihnen/Euch übernommen werden. Bei Interesse ist Maria Kuban (maria.kuban@dah.aidshilfe.de<mailto:maria.kuban@dah.aidshilfe.de>) die Ansprechpartnerin.
Auch wenn die Mail punktgenau zum Take Home Naloxon-Tag kommt, den wir als deutschlandweiten Aktionstag ernennen, möchten wir trotzdem anregen das zum Anlass zu nehmen, in den nächsten Wochen, das Thema Naloxon bei Ihnen/Euch in den Fokus zu rücken. Zum Beispiel in dem ein Training veranstaltet und Naloxon ausgehändigt/verschrieben, geschulten Personen eine Auffrischung angeboten oder analog zur Kampagne "Deutschland sucht den Impfpass" nachgefragt wird, ob alle, die es brauchen, (noch) über ihr (haltbares und vollständiges) Naloxon-Kit verfügen.
Wenn Sie/Ihr selbst nicht als Naloxontrainer*innen hier sind/seid, sondern als Politiker*in, Angehörige*r einer Behörde oder Vertreter*in der Selbsthilfe in der Sache Take-Home-Naloxon interessiert und engagiert sind, ist Ihre/Eure Rolle besonders wichtig, um das Thema auf die Agenda zu setzen und dazu beizutragen, Take-Home-Naloxon flächendeckend und auf allen Ebenen als unverzichtbaren und wirksamen Baustein zur Vermeidung von Drogentodesfällen in den Vordergrund zu rücken und umzusetzen.
Heute haben wir, die Deutsche Aidshilfe, einen Social-Media-Post mit den wichtigsten Informationen im Überblick verfasst und veröffentlicht. Wer kann und möchte, kann gerne auf den Social Media Plattformen Instagram, Bluesky und Facebook unseren Post zum Thema teilen, der gleich veröffentlicht wird!
Wir möchten noch auf 3 Termine hinweisen und ganz herzlich dazu einladen:
- Am 26.03.2025 von 17 bis 18 Uhr werden die Potentiale von Take-Home-Naloxon vom Projektkoordinator Simon Fleißner im Rahmen der neuen Veranstaltungsreihe (online) "Drogen To Go" vorgestellt. Mehr Informationen dazu gibt es hier<https://www.akzept.eu/aktuelles/meldungen/>.
- Am 30.09.2025 findet die 3. deutschsprachige harm reduction Konferenz (D-A-CH-Konferenz) in Nürnberg statt, bei der das Thema ebenfalls platziert wird. Wir freuen uns über zahlreiche Anmeldungen aus dem Netzwerk. Hier geht's zur Anmeldung<https://seminar.aidshilfe.de/de/d7e3a05e47d74c4c9f9368ad2da47270/3-d-a-ch-harm-reduction-konferenz>.
- Und zuletzt ein Tipp, nicht ganz zu Naloxon, aber doch zu einem Thema, das Naloxon extrem wichtig macht: LAST MINUTE! Unter dem Titel "Überdosiskrise in Europa? Lehren aus Nordamerika - Konsequenzen für die Zukunft" soll bei der Stuttgarter Biennale des CORE-Instituts in diesem Jahr der Fokus auf die nötige Vorbereitung Europas auf eine mögliche Opioid-Krise gelegt werden. Für die Tagung vom 20.-21.03. ist hier<https://core-stuttgart.de/veranstaltung/stuttgarter-biennale-klinische-innovation-in-der-suchtbehandlung/> noch die Anmeldung möglich.
Zuletzt noch in eigener Sache. Gerne können weitere Interessent*innen in diesen Verteiler eingeladen werden. Dazu bitten wir Sie/Euch, diesen Link weiterzuleiten: https://cloud.aidshilfe.de/apps/forms/s/g9qwHiAC95NwrgXPZfE2WBgW. Falls wir Ihre/Eure Adresse aus dem Verteiler streichen sollen, mailen Sie bitte an maria.kuban@dah.aidshilfe.de<mailto:maria.kuban@dah.aidshilfe.de>.
Vielen Dank für das Interesse! Wir hoffen, dass wir Ihnen mit den guten Neuigkeiten und den aufbereiteten Informationen und Materialien einen spannenden Rundbrief, einen guten Überblick und eine Arbeitsgrundlagen bieten konnten und können. Für Anregungen, Rückmeldungen und Fragen sind wir jederzeit offen und bedanken uns für Ihre und Eure wichtige und unverzichtbare Arbeit und das Engagement. Zusammen sind wir etwas, das man "Take-Home-Naloxon-Community" oder "Netzwerk zum Leben retten" nennen kann.
Herzliche Grüße
Das ehemalige NALtrain-Team
Simon Fleißner, Maria Kuban, Dirk Schäffer und Heino Stöver