Wie sich der Zyklus auf Craving auswirkt
Hinweis: In Ermangelung gendersensibler Daten jenseits der binären, heterosexuellen Geschlechtermatrix wird im vorliegenden Beitrag ein binärer Frauen- und Männerbegriff verwendet.
Die Reaktionen auf Substanzen variieren und das Verlangen nach ihnen kann von Tag zu Tag unterschiedlich stark sein. Dies wird u.a. durch Hormone beeinflusst, wie aus einem Überblicksartikel hervorgeht, der die Ergebnisse von insgesamt 39 Studien aus dem Vereinigten Königreich und Spanien zusammenfasst.
Geschlechtshormone beeinflussen die Freisetzung von Dopamin. Insbesondere die Geschlechtshormone Östrogen und Testosteron sind relevant. Je höher die Hormonspiegel bei Frauen und Männern sind, desto empfindlicher reagiert das Gehirn auf die belohnende Wirkung von Substanzen. Diese Hormone beeinflussen das Belohnungssystem und erhöhen die Freisetzung von Dopamin. Dopamin wird insbesondere dann freigesetzt, wenn wir eine Belohnung erwarten. Es ist also für das Gefühl der Vorfreude verantwortlich. Bei Substanzkonsumproblemen kann dieses Gefühl zu einem Verlangen ("Craving"), werden. Ein hormonell bedingter Anstieg des Dopaminspiegels verstärkt Craving.
Nachweislich ist das Konsumverhalten von der Phase des Menstruationszyklus abhängig. Der Östrogenspiegel bei Frauen variiert je nach Phase des Menstruationszyklus (sofern keine hormonelle Verhütung stattfindet). Während der ersten Hälfte des Zyklus steigt der Östrogenspiegel an, was Menschen mit Zyklus empfindlicher für die Wirkung von Substanzen macht. In dieser Phase fällt es Abhängigkeitserkrankten schwerer, auf den Konsum zu verzichten. Wenn der Östrogenspiegel in der zweiten Hälfte des Zyklus sinkt, steigt gleichzeitig der Progesteronspiegel an. Progesteron mindert die belohnende Wirkung und Craving kann gedämpft werden.
Es gibt jedoch unterschiedliche Auswirkungen von Progesteron bei Männern und Frauen. Der dämpfende Effekt von Progesteron zeigt sich jedoch nur bei Frauen. Bei Männern scheint das Hormon den gegenteiligen Effekt zu haben. Männer mit höherem Progesteronspiegel leiden eher unter verstärktem Konsumdruck. Forschende erklären dies damit, dass Hormone bei Frauen und Männern an unterschiedlichen Stellen im Gehirn wirken und dadurch unterschiedliche Effekte hervorrufen.