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Nachschau der fünften Online-Lesereise "Sucht hat immer eine Geschichte"

Eva Biringer, $ick und Kerstin Herrnkind berichten

Der Auftakt oblag Eva Biringer: Sie las aus ihrem Buch „Unabhängig – Vom Trinken und Loslassen.“

Die Teilnehmenden waren interessiert und es herrschte eine ruhige und entspannte Stimmung. Die Autorin erzählte offen über ihre Erfahrungen mit Alkohol in der Kindheit und Jugend, berichtete über die Einstellung zu Alkohol in ihrem Arbeitsfeld als Food-Bloggerin und reflektierte die Beziehung zu ihrer Mutter. Bei der Lesung waren 47 Personen anwesend.

Auf die Frage „Wie vermeiden Sie Essen, das Alkohol enthält?“ gab Eva Biringer nicht nur eine Antwort, sondern bot dem Publikum gleich mehrere Empfehlungen für leckere und alkoholfreie Alternativen für Aperitifs an.

Einige Teilnehmenden bedankten sich über die Chat-Funktion wie folgt:

  • „Bravo! Ich bin sehr beeindruckt.“
  • „Herzlichen Dank! Es war toll!“

 

Ganz anders dagegen war die Stimmung am 03.11.2022 während der Lesung von $ick zu „Shore, Stein, Papier. Mein Leben zwischen Heroin und Haft“. Der Autor erzählte Episoden aus seinem Leben und ging dabei auf die Anfänge seines Heroinkonsums, seine Haftzeit und die Auseinandersetzung mit seinem Substanzgebrauch ein. Die Teilnehmenden stellten viele Fragen, die $ick authentisch und individuell beantwortete. Während der anschließenden Fragerunde zeigte sich die Heterogenität des Publikums:

  • „Hattest du mal, während du gedealt hast, Stress mit der Konkurrenz?“
  • „Was hält $ick von der Legalisierung?“
  • „Wie gehst du mit Suchtdruck um, wenn du mit Drogen konfrontiert bist?“
  • „Hey $ick, soweit ich weiß kiffst du noch. Würdest du dich trotzdem als clean bezeichnen? Das wird bei vielen diskutiert, die z.B. kein Heroin mehr nehmen aber noch kiffen. Danke.“
  • „Wann und wie haben ihre Eltern gemerkt, dass sie drauf sind?“

 

Die 79 Teilnehmenden schätzten den offenen Austausch und dankten dem Autor mit reichlich Kommentaren:

  • „Mehr Erfahrungsexperten in Kombination mit Fachkräften!“
  • „Vielen Dank für die vielen Antworten, Anregungen und Erklärungen. Und Dank an die Organisator:innen für diese erneute Lesereise im Herbst 2022. So können "schwere" Themen gut besprochen werden. Das hilft in der eigenen Arbeit in diesem Kontext. DANK DAFÜR.“
  • „Kurzweilig, offen und ehrlich und mit Blick zurück über sich selbst lachen zu können…. Es war mega und der Film war zwischen den Lesungen richtig genial. Genau mein Humorlevel!“

 

Das Finale der 5. Online-Lesereise gestaltete die Autorin Kerstin Herrnkind. Sie las aus ihrem Buch „Den Drachen jagen. Die Geschichte meines verlorenen Bruders“. Die dritte Lesung hatte mit 37 Teilnehmenden das kleinste Publikum. Dafür war es der ergreifendste Abend. Die Gruppe lauschte Kerstin Herrnkind gebannt und war sichtlich nachdenklich. Der Autorin gelang es, das Publikum mit in ihre Kindheit zu nehmen – das Dorfleben mit gestärkten Gardinen, den emotional-gewalttätigen Vater und ihre Beziehung zu ihrem Bruder spürbar zu machen. Folgende Frage beschäftigte das Publikum unter anderem:

  • „Wie erklären Sie sich, dass Sie diese Verletzlichkeit [Ihres Bruders] nicht entwickelt haben bzw. eine ganz andere Stärke entwickelt haben?“

 

Kerstin Herrnkind bereicherte die 5.Online-Lesereise durch ihre Sicht als Angehörige und bot dem Publikum einen anderen Zugang zur Suchtgeschichte ihres Bruders. Sie schaffte es – all der Tragik zum Trotz – ein vielfältigeres Bild ihres Bruders aufzuzeigen: ein Mensch, der sein ganzes Leben tierlieb war, dem das Arbeiten in der Werkstatt keine Erfüllung brachte, der sich gerne in seinem Leben mit Mode beschäftigt hätte, ein Mensch mit Träumen und Erwartungen an das Leben.

 

Das Publikum kommentierte:

  • „Vielen vielen Dank. Ich bin die gleiche Generation und kann ganz viele Sachen nachvollziehen.“
  • „Danke für die fesselnden Worte und die Offenheit. Gut, dass auch einmal aus der Sicht von Familienangehörigen berichtet wird.“
  • „Ihr Buch zu lesen, war schmerzhaft und zugleich wohltuend. Sie aus dem Buch lesen zu hören und Ihren Schmerz zu erleben, tut noch so viel mehr weh. Ich habe geweint um Sie und Ihren Bruder - und um unseren Sohn und all die Vergeblichkeit.“

 

Das Organisationsteam dankt allen Teilnehmenden sowie Autor:innen für ihr Mitwirken und Gestalten der 5. Online-Lesereise und freut sich auf die Fortsetzung im Frühjahr 2023.

An der Organisation waren beteiligt:

  • Diakonisches Werk, Evangelischer Kirchenkreis Lennep, Hückeswagen
  • Fachstelle für Suchtvorbeugung, Jugendsuchtberatung, Arbeitskreis für Jugendhilfe e.V., Hamm
  • FEEDBACK - Fachstelle für Jugendberatung & Suchtvorbeugung, Dortmund
  • inechtzeit – Prävention & Beratung, Krisenhilfe e.V., Bochum
  • Suchthilfe direkt Essen gGmbH, Essen

 

Bereits über 190 Interessierte nehmen den Verteiler der Online-Lesereise in Anspruch. Wenn auch Sie in Zukunft über weitere Lesungen informiert werden möchten, schreiben Sie hierzu einfach eine E-Mail an l.wuerzinger@ginko-stiftung.de.